Der Theater AG gelingt mit Brechts „Dreigroschenoper“ eine herausragende Aufführung im Dorment

von Eva Menner, Blaumännle 5.07.2019, S.5

Berthold Brechts populärstes Werk, die Dreigroschenoper mit der Musik von Kurt Weill, ist nicht nur schauspielerisch eine große Herauforderung für ein Laientheater, sondern der vielen Lieder wegen auch eine gesangliche.
Die Theater AG des Evangelischen Seminars ging  das Wagnis ein, das Stück auf die Bühne zu bringen. Den Schülern gelang eine mitreißende, herausragende Aufführung. „Unglaublich“, „Wahnsinn“, „ganz toll“ waren die Kommentare des begeisterten Publikums. Es gab
schier nicht enden wollenden Applaus. Da stimmte einfach alles, die Leistung der jungen Schauspieler, die Musikbegleitung, Maske, Kostüme, Bühnenbild. Ein Höhepunkt in der Theatergeschichte der Schule.
Brechts Dreigroschenoper ist eine beißende Kritik an Kapitalismus und scheinheiliger bürgerlicher Moral und ist damit heute noch aktuell. „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ oder „Erst kommt das Fressen dann die Moral“ – so lauten bekannte Zitate. Bettlerkönig Peachum
und der Gangsterboss Macheath, bekannt unter dem Namen Mackie Messer, betreiben in Soho in einem Sumpf von Gier, Gewalt und Verrat ihre trüben Geschäfte. Überraschend für ihre Eltern heiratet Polly Peachum den Ganoven Macheath und das Ehepaar Peachum setzt alle Hebel in Bewegung, um den ungeliebten Schwiegersohn an den Galgen zu bringen. Doch Macheath hat viele Beziehungen, der oberste Polizeichef Londons „Tiger Brown“ ist ein alter Freund und bei seinen Huren in Turnbidge, die ihn letztlich aber des Geldes wegen verraten, sucht er immer  wieder Zuflucht. Am Ende hängt Macheath schon fast am Galgen, als ein reitender Bote der Königin die Begnadigung überbringt, er sogar in den Adelsstand erhoben wird, ein Schloss und ein Leibrente geschenkt bekommt.
Herausragend waren die beiden Hauptdarsteller Johann Krafft als Macheath und Jakob Zimmermann als Peachum. Stark waren aber auch die anderen Rollen besetzt mit Lea Pommer als Polly, Thadina Keinath als Lucy, Tiger Browns Tochter und Pollys Rivalin, Jutta Knaudt als Peachums Frau Celia, Milena Holm als Spelunken-Jenny, Marc-René Stoller als Polizeichef Tiger Brown und Jolanthe Lempp als Erzähler und Moritatensänger. Zum Gelingen der Aufführung trugen ebenso all die Bettler, Ganoven und Huren bei.
Recht züchtig gekleidet waren die Huren, wohl eine Folge der ersten Aufführung der Dreigroschenoper 2006 am Seminar. „Da gab es Austritte von Eltern aus unserem Förderverein, weil ihnen die Darstellung zu freizügig war“, berichtete Ephorus Pleitner in seiner Begrüßung.
Für die Kulisse zeichnete wie gewohnt Kunstlehrerin Isabel Fuchs verantwortlich. Schüler hatten in vielen Stunden Arbeit sogar einen zusammenlegbaren Gefängniskäfig gebastelt. Im Publikum wurde ob dessen zukünftiger Verwendung für renitente Schüler gewitzelt.